veröffentlicht am 13.6.2018

Hilfe bei Zeckenalarm!

 

 
 

Ja, sie ist wieder da, die Zeit der Zecken. Kaum sind wir in Wald und Wiesen unterwegs, ist es sehr gut möglich, dass wir mit einem oder gar mehreren dieser kleinen Spinnentierchen nach Hause kommen. Eltern stellen sich dann schnell die Frage: Haben wir jetzt FSME? Oder Borreliose? Oder gar beides?

Auf diese Frage möchte ich erstmal antworten: LANGSAM!!! Natürlich ist es nicht angenehm zu wissen, dass die kleinen blutsaugenden Tierchen sich ungefragt an uns bedienen. Und ja, es besteht die Gefahr, dass sie Krankheiten übertragen.

Die beiden wesentlichen Erkrankungen sind die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), bei der die Zecke ein entsprechendes Virus überträgt und die Borreliose, bei der Borrelien, also Bakterien aus der Gruppe der Spirochäten, übertragen werden.

FSME:

Eine „typische“ FSME-Erkrankung verläuft biphasisch. Das bedeutet, dass es eine Phase mit grippeähnlichen Symptomen gibt, auf die dann ein kurzes symptomfreies Intervall folgt. Nach dem symptomfreien Intervall folgen die gefürchteten neurologischen Manifestationen wie Meningits, Enzephalitis oder Myelitis.

ABER: Selbst das konservative Robert-Koch-Institut schätzt, dass bei 70%-95% aller FSME-Erkrankungen die Symptomatik anders verläuft bzw. die gefürchtete zweite Phase ausbleibt. Warum dann genau dieser biphasische Verlauf als „typisch“ bezeichnet wird, wo er doch eigentlich untypisch ist, kann ich leider nicht erklären. Untersuchungen zeigen, dass eine in Kindheitstagen durchgestandene FSME-Infizierung mit einer lebenslangen Immunität einhergeht. Gleichzeitig sind die gefährdetsten Personenkreise Männer zwischen 40-60 Jahren. Schwere Krankheitsverläufe werden gemäß Robert-Koch-Institut fast nur bei Erwachsenen beobachtet. Pro Jahr werden im Schnitt in Deutschland ca. 500 FSME-Fälle gemeldet (davon wie gesagt 70-95% „untypisch“), auf eine Gesamtbevölkerung von 80 Millionen Menschen aus meiner Sicht ein überschaubares Risiko.

Kommen wir nun zur Wahrscheinlichkeit, auf eine Zecke mit FSME zu treffen. Hierzu studieren wir die FSME-Risikogebiete. Jeder kennt sie: Die bekannten „Roten Gebiete“, die wir jährlich in Spiegel, Stern.... nachlesen dürfen, denen wir in Apotheken oder beim Arzt begegnen.

Sie beinhalten folgendes: Wenn in den letzten 15 Jahren in einem 5-Jahreszeitraum mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit mehr als einer von 100.000 Bewohnern von FSME Betroffen war, wird dieser Kreis als „rot“ gekennzeichnet. Dieses „rot“ wird 20 Jahre lang weitergeführt. Das heißt, dass eine Ausweitung der Gebiete nicht zwingend auf mehr betroffene Regionen zurückzuführen ist, sondern dass „Karteileichen“ einfach 20 Jahre per definitione mitgeführt werden müssen.

Wie schütze ich und meine Familie und mich vor FSME?
Um das beschriebene Risiko weiter zu minimieren, kann geimpft werden. Ob eine Impfung in Ihrem Fall zu empfehlen ist oder nicht, besprechen Sie bitte mit Ihrem Hausarzt oder Heilpraktiker Ihres Vertrauens. Neben den genannten Wahrscheinlichkeiten sollten Alter, Geschlecht und Risikoneigung mit in die Entscheidungsfindung einfließen. Eine Pauschalantwort kann es an dieser Stelle also nicht geben.

Was sind die Nebenwirkungen der Impfungen? Nebenwirkungen können unter anderem genau die Symptome sein, vor denen Sie sich und ihre Familie schützen möchten. Sollten Sie sich für eine Impfung entscheiden, lesen Sie bitte den Beipackzettel gründlich durch und stellen Sie die Risikoprofile Impfen:Ja/Impfen:Nein einfach nebeneinander.

 

Borreliose

Die zweite mögliche Erkrankung eines Zeckenstiches stellt die Borreliose dar. Sie wird durch Bakterien übertragen und ist somit mit Antibiotikum zu behandeln. Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass das Risiko, von der Zecke mit Borreliose infiziert zu werden, von der Dauer des Besuchs der Zecke abhängig ist: je länger sie saugt (ab ca. 12h) , desto höher ist die Übertragungswahrscheinlichkeit der Borrelien auf den Menschen. Gemäß Robert-Koch-Institut ist in 0,3%-1,4% der Zeckenbisse mit Krankheitssymptomen zu rechen. Ich möchte die Zahl einfach mal umdrehen: zu 98,6 -99,7 Prozent erkranken Gestochene nicht. Dennoch ist Vorsicht geboten, wenn sich die Spirochäten im menschlichen Körper in bindegewebsartigen Strukturen symptomlos festsetzen und dort längere Zeit verharren. Je nach Immunstatus des Menschen können sie sich dann zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt bemerkbar machen. Gerade bei unklaren Symptomen wie chronischen Gelenkschmerzen oder unklaren Nervenschmerzen bei älteren immungeschwächten Personen empfiehlt es sich, über Borreliose nachzudenken. Mit hnc gibt es einige „Programme“, die ich als Heilpraktikerin gemeinsam mit dem Patienten testen und anwenden kann.

 

Wie schütze ich meine Familie und mich?

Eine Impfung gibt es nicht. Da uns der Faktor Zeit jedoch ein hilfreicher Geselle ist, empfehle ich, standardmäßig abends den „ZeckenCheck“ vorzunehmen. Da meine Kinder viel draußen sind, ist er in unserer Familie ins Abendritual übergegangen wie Zähneputzen. Werde ich fündig, nehme ich eine abgeflachte Pinzette und hebele den kleinen Körper behutsam aus dem betroffenen Hautareal raus. Die kleine Mini-Zecke krabbelt dann meist noch weiter. Ich setzte sie auf ein Taschentuch und zerdrücke sie mit der Pinzette.... sorry Zecke..... !

Die betroffen Stelle umkreise ich mit einem Kulli und beobachte sie, ob sie anschwillt, sich rötet oder schmerzt. Nur um GANZ sicher zu sein.

Ich hatte vor einigen Tagen eine Patientin in meiner Praxis, die mir hilfesuchend ihr Kindergartenkind samt Zecke vorgestellt hat. Ich habe ihr gezeigt, wie ich mit der Pinzette umgehe und es sie selber machen lassen. Somit hat sie den Mut gefunden, die nächste Zecke selber zu entfernen.

 

Einen schönen Spruch, den ich letztens in dem Zusammenhang gelesen habe war: Je weiter wir uns von der Natur entfernen, desto weiter entfernt sich die Natur von uns. In diesem Sinne: ohne Panik, aber dennoch respektvoll mit den kleinen Tierchen umgehen.